Englisch-Angst,  Persönliches

Warum ich es liebe, die Angst vor Englisch zu nehmen.

Ich kann Vokabeln gut merken, wenn ich neue sofort aufschreibe.
Neue Vokabeln muss ich aufschreiben – sonst sind sie weg!

 

 

25 April 2021

„Ich habe Angst vor Englisch.“ Wie oft habe ich diesen Satz gehört? Ganz ehrlich? Nicht so oft. Die meisten wissen, wo sie ihre Probleme haben und können gezielt dagegen ankämpfen. Bei den anderen steckt aber oft eine Angst dahinter, die sie nicht erklären können. Erst dann wird es für mich als Englisch Coach richtig interessant.

Ich kann es so erzählen. Wenn ich am Strand bin, beneide ich immer die Menschendie sofort ins kalte Wasser springen können. Wie gerne ich das tun würde! Wenn ich nur daran denke, kriege ich jetzt eine Gänsehaut.  Ich gelange ins Wasser nur Zentimeter für Zentimeter bis es endlich über meinen Bauchnabel ist und erst dann habe ich Mut hereinzuspringen. Es dauert halt seine Zeit, aber ich habe es geschafft. Und jedes Mal frage ich mich, wieso das so lange gedauert hat. Es war doch nicht so schlimm.

Diesen Vergleich ziehe ich mit meinen Coachees. Die einen überwinden ihre Angst vor Englisch schneller und saugen Englisch auf wie ein Schwamm. Das beeindruckt mich immer sehr. Andere müssen Zentimeter für Zentimeter kämpfen, um voranzukommen.  Letztendlich aber kommen beide ans gleiche Ziel: Sie können Englisch sprechen. Der Weg zum Ziel war halt anders.

Für viele ist eine Sprache zu lernen nicht einfach, besonders wenn man schon lange aus der Schule ist und die Sprache seitdem nie gebraucht wurde. Einfach ein bisschen Training, Netflix mit Untertiteln gucken oder mal eine E-Mail mit Hilfe von Google Translator zu schreiben, um wieder reinzukommen, kann schon helfen. Aber was, wenn plötzlich etwas Neues ansteht und das noch auf Englisch? Das ist ein Schubs ins kalte Wasser.  Ab diesem Moment bist Du konfrontiert mit einem Problem und wirst aus Deiner Komfortzone geschmissen.

Angst vor Englisch – Die Komfortzone verlassen

Ich kenne diese Situation. Deutsch zu lernen ist echt hart. Die Sprache kann ich jetzt ziemlich gut, finde ich. Hat nur ein paar Jährchen gedauert das zu erreichen, was ich jetzt kann. Bis heute habe ich meine Komfortzone so oft verlassen, dass ich darüber ein Buch schreiben könnte. Das ist auch ein Grund, wieso ich Menschen mit Angst vor Englisch am liebsten helfe, weil ich das nachvollziehen kann.

Zum Beispiel werde ich nie vergessen als ich das erste Mal Deutsch vor einer Gruppe wildfremder Menschen in Nürnberg über Lernpläne sprechen musste. Die Wörter, die ich zurechtgelegt hatte, waren auf einmal weg. Ich habe fast alles vergessen, was ich sagen wollte. Ich konnte mich nicht mal auf Englisch erinnern. Meine Stimme war nur am Zittern. Meine Hände klitschnass. Die Gruppe nackig vorzustellen, hat auch nicht geklappt. Als endlich die Fragen kamen, habe ich nur Bahnhof verstanden. Ich habe Deutsch im hohen Norden gelernt. Fränkisch war für mich, wie eine andere Sprache. Das war ein Horror. Irgendwie habe ich es überlebt und doch nicht meine fünf Sachen gepackt, um nach Hause zu fliegen. Zu fliehen ist doch ein Urinstinkt, oder?

Danach habe ich Angst vor Deutsch in bestimmten Situationen gehabt und Deutsch auf höherem Niveau zu sprechen fiel mir echt schwer. Wenn das der Fall war, hatte ich regelrecht Panik. Meine Komfortzone schrumpfte auf die Größe von XXS. Aber was nutzte das? Ich lebte in Deutschland und musste mich durchschlagen und entdecken, was mich schneller voranbringt, um diese verflixte Sprache zu lernen.

Ich musste in meiner Vergangenheit herumwühlen, um rauszubekommen, wieso ich so eine Angst hatte. Sonst konnte ich es nicht erklären. Ich habe dann nachgedacht, wieso das ganze Theater überhaupt entstanden ist. Habe ich schlechte Erfahrung gemacht als ich Französisch oder Deutsch-Unterricht hatte? Nein, die Lehrer waren gut, also war es das nicht. Und dann fiel mir was ein.

Konfrontation mit der Angst – Die neunte Klasse

Damals als ich mit der neunten Klasse angefangen habe, haben wir ein Buch bekommen. Ich würde sogar behaupten, das trockenste Buch, das ich jemals besaß. Es war vollgestopft mit willkürlichen Listen von Vokabeln und Definitionen. Jede Woche gab es eine Liste zu lernen. Die meisten Vokabeln kannte ich nicht. Ich meine, meiner Mutter voller Überzeugung gesagt zu haben, dass einige Wörter frei erfunden waren. Es nutzte nichts, sagte sie. Ich musste die lernen. Zig verschiedene Methoden habe ich ausprobiert. Jeden Freitag gab es ein gefürchtetes Quiz und jedes Mal saß ich davor und erinnerte mich plötzlich nur an das erste und letzte Wort von der Liste. Was dazwischen war, war in Nirvana. Für mich eine Katastrophe und eine Qual. Für meinen Lehrer auch und er hatte mich das fast jede Woche wissen lassen.

Die Vokabelphobie Erkenntnis

Vokabeln zu lernen war danach für mich ein echt heikles Thema. Das ist schlecht, wenn man in einem anderen Land lebt und die Sprache lernen will. Learning by doing hat einiges einfacher gemacht, weil ich einen Zusammenhang hatte. Ich wurde aber ständig mit Vokabeln bombardiert, also versuchte ich die schnell einzuprägen. Mein Hirn hatte was anderes mit mir vor und schien wie ein Sieb zu sein. Zack waren die Wörter weg. Frustration machte sich breit. Ich fing an Listen zu machen, die völlig nutzlos waren und mich noch unzufriedener machten. Wenn ich damals gewusst hätte, was ich jetzt weiß!

Irgendwann machte ich aber eine Erkenntnis. Die Vokabeln waren nicht das Problem, sondern ich. Ich musste meiner Angst vor Vokabeln ins Gesicht schauen und sagen, dass ich keine Angst mehr habe. Die Karen von der neunte Klasse ist jetzt erwachsen und ich kann doch Vokabeln merken. Aus dem diabolischen „Ich kann das nicht“ wurde „Ich kann das!“. Mir fällt es manchmal immer noch schwer neue Wörter zu merken, aber meine schreckliche Vokabelphobie von damals ist adieu.

Endlich die Englisch-Angst verlieren

Für die, die Zentimeter für Zentimeter kämpfen müssen, um Englisch zu lernen, gibt es meistens einen Weg, damit sie schneller voranzukommen. Eine Standardlösung gibt es nicht. Eine mögliche Antwort zu finden, heißt bei manchen aus ihrer Komfortzone herauszugehen und die Scheuklappen abzuwerfen. Was ist der Grund? War der Lehrer einfach schrecklich? Eine missglückte Urlaubsreise? Scham, weil im Job erwartet wird, dass man Englisch kann und man kann es nicht? Der Weg ist nicht immer angenehm, aber wenn man die Erkenntnis macht, woher die Angst stammt, dann fällt es meistens viel einfacher sich mit Englisch anzufreunden.

Falls Du Dich fragst, ob ich jemanden nicht helfen kann, die Antwort lautet ja. Es gibt Menschen, die unter Xenoglossophobie leiden:  Eine Phobie vor Fremdsprachen. Es gibt sogar Spezialisten, die genau diese Phobie behandeln können. Wenn das Problem wirklich so groß ist, dann empfehle ich diesen Weg zu gehen. Ich habe Psychologie nicht studiert. Ich habe aber meine Erfahrungen als Englisch Dozentin gemacht und kann vielen helfen, ihre Angst zu überwinden, um Englisch zu lernen. Und auf diesen Weg begleite ich Menschen leidenschaftlich.

Dieser Artikel war Teil der #BoomBoomBlog-Challenge von Sympatexter im April 2021.

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