Persönliches

Ich verhaspele mich immer auf Englisch! Was kann ich tun?

Ich habe mich verhaspelt!
Oje. Mein Polterdeutsch hat wieder zugeschlagen.

 

Es ist unangenehm, sich bei seiner Muttersprache zu verhaspeln. Aber bei dir fühlt sich das Verhaspeln auf Englisch wie eine mittlere Katastrophe an und hemmt das Sprechen ungemein? Die Angst Englisch zu sprechen wächst. In diesem Artikel erfährst du mehr darüber und wie deinen eigenen Rettungsring dir helfen kann.

Du willst dich gerade mit einer Kollegin aus Irland über einen Vortrag unterhalten und auf einmal kannst du es nicht. Die Gedanken sind futsch, dein Gesicht läuft rot an und du kriegst kein weiteres Wort mehr ausgesprochen. Es ist verflixt.

Ich kenne diese Gefühlsszenerie, weil ich Expertin in Verhaspeln bin. Wenn ich mich verhaspele, verwende ich meinen Rettungsring. Der ist nämlich ein Spruch und heißt „ich und mein Polterdeutsch.“

Ich weiß nicht, wie lange ich diesem Spruch verwende, aber recht lange. Ich schätze, dass ich den damals von dem Horrorfilm Poltergeist abgeleitet habe. Kurz zusammengefasst: In dem Klassiker aus den Achtzigern geht es um Poltergeister, die eine Familie in Angst und Schrecken versetzen. Im übertragenden Sinne geht es manchmal genauso in meinem Kopf vor. Die deutsche Sprache spukt und poltert plötzlich herum und ich verhaspele mich.

Bei den ersten paar Mal, als ich den Spruch verwendete, öffnete für mich ein neuer Ausweg aus meiner Sprachblamage. Als meine Zuhörer über mein erfundenes Wort „Polterdeutsch“ lachten, hatte ich kurz Zeit mich zu sammeln, um noch mal anzufangen. Die Situation war für jeden entschärft. Inzwischen ist der Spruch ein Teil von mir. Freunde sagen mir sogar, dass mein Polterdeutsch wieder zugeschlagen hat, bevor ich es sagen kann. Und nur zur Information, unter Poltern leide ich nicht.

Wieso verhaspele ich mich, wenn ich Englisch spreche? 

Vor einiger Zeit habe ich mir ein neues Laptop gegönnt. Es ist nicht, dass das alte nicht mehr funktioniert hat, aber es war fast unmöglich, damit schnell zu arbeiten. Schnell zwischen Programmen zu wechseln, ging nicht und bei einigen Webseiten konnte ich mir einen Kaffee holen, weil es die Seiten so langsam hochgeladen hat. Habe ich zu viele Programme aufgehabt, dann war alles vorbei. Mein Laptop hat sich dann dazu entschieden, ein Nickerchen zu machen. Um damit vernünftig zu arbeiten, musste ich Programme immer wieder schließen, um es nicht zu überfordern. Es war frustrierend und das ist vielleicht untertrieben.

Wenn du aufgefordert wirst Englisch zu sprechen, fährt dein Gehirn auf Höchstleistung wie ein Laptop. Auf einmal wird vieles aktiviert: Dein Übersetzungsprogramm, deine Suchmaschine, deine Gefühlsbank, dein Nervensystem und noch einige mehr. Deine Prozesssteuerung ist überfordert. Dazu kommt der Druck schnell eine Antwort zu zaubern, also redest du auch noch schneller. Kaum hast du deinen Mund aufgemacht und es ist passiert: Du hast dich verhaspelt. 

Das kann auch passieren, wenn man zu langsam spricht. Man fängt an zu sprechen, sucht fieberhaft nach Vokabeln und/oder die richtige Grammatik, verliert den Faden und hat sich verhaspelt. Was man sagen wollte, ist weg und noch den Mut verloren, um noch mal von vorne anzufangen. Eine unangenehme Situation für alle entsteht, besonders wenn das Thema wichtig ist.

Was kann ich dagegen tun?

Sowie mit meinem alten Laptop, musst du lernen ein paar Programme zu beenden, um nicht überlastet zu werden. Das ist einfacher gesagt als getan, aber auch machbar. Nimm dir die Zeit, um genauer deine Probleme zu identifizieren, was die sind. Wenn ein Problem erkannt wird, dann kann meistens auch eine Lösung gefunden werden.

Vor kurzem hatte ich ein Training mit einem Mann mit B-1 Sprachkenntnissen, der sich für ein Job-Interview vorbereiten wollte. Als ich Fragen basierend auf sein CV gestellt habe, hat er sich ständig verhaspelt. Er versuchte Sätze zu bilden, die er noch nicht beherrschen konnte. Also habe ich die Übung abgebrochen, um darüber zu sprechen. Es hat sich herausgestellt, dass er Perfektionist ist.

Er wollte, dass alles, was er auf Englisch sagt, auch so perfekt klingt, wie sein Deutsch. Also, haben wir erstmal daran gearbeitet, das anzuwenden, was er tatsächlich kann und nicht mehr. Der hat schnell die KISS (Keep It Short & Simple) Methode perfektioniert. Als er die Grammatikregeln, die er nicht beherrschte, endlich über Bord geschmissen hat, fiel es ihm leichter sein Interview zu meistern. Er verhaspelte sich daraufhin kaum noch.

Zwei Wochen später rief er mich an, um zu sagen, dass er die neue Stelle bekommen hat und darf dort an einem Firmkurs Englisch haben. Ich habe mich riesig für ihn gefreut.

Such dir deinen eigenen Rettungsring!

Dein eigener Rettungsring hilft dir, wenn du dich verhaspelt hast. Wie vorhin beschrieben, ist meiner „ich und mein Polterdeutsch.“ Wenn ich mich auf Englisch verhaspele, ist es „Sorry! I lost my train of thought.“ Hier sind noch ein paar Beispiele:

  • Sorry, I got that mixed up.
  • Sorry, I messed that up.
  • Sorry, I said that wrong, didn´t I?
  • Let me say/try that again!
  • I screwed that up! Let me try again.

Wichtig ist es zu sagen, sobald du selbst merkst, dass du dich verhaspelt hast. Das Timing ist wichtig! Dann hast du die Zeit dich wieder zu fangen und dein Zuhörer hat sicherlich Verständnis für deine Situation und lässt dir auch Zeit. Lern deinen Satz in- und auswendig! Wenn die Situation wieder vorkommt, hast du ihn automatisch immer parat.

Wie soll ich das denn üben?

Selbstgespräche sind ein toller Anfang! Ich führe die ständig, und zwar im Auto. Alle die, die vorbeifahren denken bestimmt, dass ich meine Freisprechanlage nutze. Pustekuchen! Ich rede mit mir selbst. Diese Zeit nutze ich, um mich vorzubereiten, damit ich die Vokabeln, Grammatik und Satzstellung schon bereit habe.

Wenn deine Sprachkenntnisse nur im Kopf stattfinden, wirst du nur mühsam Leichtigkeit mit dem Sprechen erlernen. Durch Selbstgespräche trainierst du deinen Kopf, das was du auf Deutsch denkst auf Englisch zu sagen. Je mehr du das umsetzt, umso leichter fällt es auch zu sprechen.

Zwei Beispiele:

Du kannst mit kleinen Schritten anfangen. Zum Beispiel frühmorgens willst du einen Kaffee trinken. Anstatt zu sagen: „Jetzt brauch‘ ich einen Kaffee.“, sagst du „I need a coffee.“

Oder führe ein richtiges Selbstgespräch:

“Should I have a salad or a pizza for lunch?”

“I think you should have a salad. It´s healthier.”

“But I love pizza with extra cheese.”

“Well, get a pizza then. Don´t forget to go jogging later on.”

“No, you´re right. I´ll get a salad. You know that I hate jogging.”

Oder wenn du über deinen bevorstehenden Tag nachdenkst, sag es auf Englisch:

„Today I´m going to finish work early because I have a dentist appointment. After that I have to do my grocery shopping. It´s Anne´s birthday. Don´t forget to call her…”

Mit dieser Übung hast du auch die Möglichkeit deinen Rettungsring zu benutzen.

„ Today I´m going to finish work early why…..I messed that up!…..Today I´m going to finish work early  because I have a dentist appointment!”

Diese Selbstgespräche zahlen sich aus! Du übst deine Englischkenntnisse und bekommst Vertrautheit, wie du selbst auf Englisch klingst. Viele mögen nicht, wie ihre eigene Stimme klingt. Mit dieser Übung lernst du auch darüber wegzukommen. Wichtig ist, das in deinen Alltag einzubauen. Practice makes progress! 

Durch Selbstgespräche führen und Gebrauch von deinem Rettungsring bist du gewappnet wesentlich entspannter kommunizieren zu können. Als nächsten Schritt könntest du einen Tandempartner suchen oder an einem Konversationskurs teilnehmen.

Noch ein Tipp! Don’t forget to breathe!

A reminder to breathe!

Vergessen wir alle manchmal, nicht wahr? Atme tief in den Bauchraum hinein. Das wirkt beruhigend, was wiederum sowohl deine Stimmlage als auch deine Sprechgeschwindigkeit positiv beeinflusst. Deine Sprechweise wird dadurch natürlicher und wirkt souveräner.

Sich zu verhaspeln – keine Angst mehr haben!

Grundsätzlich empfehle ich, auf das Positive zu achten, anstatt über das Negative zu grübeln. Wenn du es dann geschafft hast, was du vorhattest zu sagen, dann sollst du dich innerlich loben und feiern! Positive Konditionierung ist angesagt! Es wird von Mal zu Mal einfacher durchzuhalten. Dein Ziel ist, wenn du dich verhaspelt hast, irgendwann nur mit den Schultern zu zucken, als ob fast nichts gewesen ist. Die Zeiten als du Angst hattest dich zu verhaspeln gehören endlich zu deiner Vergangenheit.

Brauchst du Unterstützung? Dann empfehle ich, Privatstunden zu nehmen. Damit kannst du dich auf deine eigenen Baustellen konzentrieren und brauchst keine Angst haben, dich vor Kollegen oder anderen Teilnehmern zu blamieren. Gerne helfe ich dir, dich mit diesem Thema auseinanderzusetzen und deine Ängste vor dem Sprechen abzubauen.

 

 

 

 

 

 

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